Für viele Deutsche ist Ungarn ein billiges Urlaubsland – oder es ist auch fast gar nicht bekannt. Was man kennt, sind die Lebensmittel wie Wein und Gulasch, die Landstriche wie Pusta und Platten-see. Budapests Sehenswürdigkeiten ziehen Städtereisende an, der Süden Ungarns mit der Region Pecs, die Pusta, der Balaton und andere Regionen sind beliebte Reiseziele. Ungarn tut alles dafür, dass auch weiterhin Touristen das Land bevölkern, sich wohl fühlen und möglichst viele Devisen im Land lassen. Das ist angesichts der wirtschaftlichen Lage des Landes verständlich und trägt zur Entwicklung bei.Doch für die Tiere tut Ungarn noch sehr wenig. Es gibt in Ungarn kein Tierschutzgesetz, wie wir es kennen. Tierquälerei wird oft als bloße Ordnungswidrigkeit abgetan – wie wir ja wissen, ist dies auch mit Gesetz bei uns schwierig, wie schwer ist es dann ohne jedes Gesetz! Tiere haben in Ungarn somit einfach einen ganz anderen Stellenwert als bei uns. Dort sind sie oft bloß „Sachen“, die einen Zweck erfüllen müssen, keine Lebewesen- schon gar nicht mit Seele und Gefühl. Zwar ist seit kurzem das erste ‚Tierschutzgesetz‘ des Landes in Kraft. Aber es enthält nur allgemeine unverbindliche Regeln zum Umgang mit Tieren und ist damit nur eine Leitlinie, die fast freistellt, ob man sich daran hält. Ob es die Hoffnungen, die wir Tierschützer an seinen Vollzug stellen, erfüllen kann, hängt sehr von seiner Akzeptanz und Durchsetzung in der Bevölkerung ab.

Zur Zeit haben bei herrenlosen Tieren leider immer noch die staatlich bestellten Hundefänger Vorrang vor den Tierheimen. Anders als in Deutschland erhält in Ungarn nur der jeweilige städtisch bestellte Hundefänger (oder alternativ heute hin- und wieder ein Tierheim) Geld für 14 Tage Aufbewahrung der Straßenhunde. Früher durfte er danach die Hunde „verwerten“, d.h. in den Versuch oder privat verkaufen bzw. töten.

Tierleben in Ungarn

Tiere werden vielmals unter miserablen Umständen gehalten und wenn Tiere krank werden oder sich verletzen oder auch einfach nur alt sind, werden sie oft ausgestoßen oder, noch schlimmer, erschlagen, aufgehängt, da der Tierarzt zu teuer wäre und man einfach auch keine andere Art der ‚Entsorgung‘ kennt. Herrenlose oder ungewollte Hunde werden vom Tierfänger aufgelesen und landen in kommunalen Auffangstationen – wenn ein privates Tierheim sie nicht nimmt. Nur diese staatlichen Auffangstationen, die wir Tötungsstationen nennen, erhalten 14 Tage staatliche Unterstützung für die ‚Aufbewahrung‘. Dortgibt es oft kaum Futter, keine tiermedizinische Versorgung, und diese „Aufbewahrungsdauer“ ist auf 14 Tage begrenzt, danach ist alles Willkür. Die häßlichen Hunde, kranke und schwache werden dann sofort getötet, sehr oft grausam und qualvoll, denn die Spritze für einen sanften Tod würde ja wieder Geld kosten. Hübsche Hunde werden manches Mal etwas länger aufbewahrt, aber bei Überfüllung wird dann auch in gleicher Form vorgegangen.

Tötungsstationen in Ungarn 

Das Schlimme ist, das vielen Ungarn eine Kastration zu teuer ist, zum Teil bei einem durchschnittlich sehr viel niedrigen Lebensstandard als bei uns nachvollziehbar. So kommen immer mehr Tiere auf die Welt, die nur geboren werden um zu leiden und das vorherrschende Problem noch verschärfen.

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Der Tierschutz in Ungarn befindet sich im Aufbau, ungarischen Tierheime werden von Privatpersonen oder lokalen Vereinen geleitet, die von Spendengeldern leben. Immer mehr ausländische Organisationen leben vor, leisten Hilfe und unterstützen Tierschutz vor Ort. Es gibt bereits ca. 70-80 solcher ungarischen Organisationen (siehe http://www.ungarn-tierschutz.de/Hilfe/liste.html).

Die Hauptgeldquellen sind ein Programm, das es erlaubt, dass 1% der Einkommenssteuer an eine wohltätige Organisation, also auch Tierschutzorganisation gespendet werden. Sehr wichtig sind ebenso die ausländischen Spenden. Das übervolle Tierheim Paks mit 560 Hunden und 60 Katzen kann von den inländischen Spendengeldern nicht leben (Kostendeckung höchstens 5-10%).

In Ungarn darf jeder ein Tierheim eröffnen – ohne Lizenz. Lizensierte, städtische Tierheime gibt es nur ca. 5 oder 6 in ganz Ungarn, darunter sind Pécs, Szekszárd, Székesfehérvár und Gyõr. Tierheime, die von Tierschutzvereinen oder Privatpersonen betrieben werden, gibt es ca. 50-60. Teilweise arbeiten diese mit offiziellen Behörden zusammen, teilweise nicht.

Tötungsstationen gehören i.d.R. den Gemeinden bzw. Städten. In der Regel sind die Zustände dort erschreckend. Getötet wird mit T61 (ohne Narkosemittel), was zu Atemlähmung und schrecklichen Krämpfen bis zum Tod führt, teilweise wird erschossen oder erschlagen.

In der größtem Tötung Ungarns in Budapest (dem Illatos) werden jährlich ca. 3000 Tiere getötet. Diese riesige Auffangstation hat eine eigene Internetseite, die für die Ungarn gedacht ist, aber auf die auch international alle anderen Zugriff haben. Ziel ist es möglichst viele Hunde zu vermitteln – aber immer bevorzugt an Ungarn und nach vielen Vorkommnissen mit ausländischen Tierschützern/Vereinen nur noch unter schwierigen Umständen an Ausländer.

Einige Tötungsstationen werden von Firmen geleitet. Diese werden sehr gut von den einzelnen Gemeinden bezahlt für diese „Aufräumarbeit“. Meist bleibt den Hunden dort keine 14 Tage Frist vor der Tötung.

Die größten Hindernisse für den Tierschutz in Ungarn

Es gibt nicht genügend Tierheime und nicht genug Geld.

Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt und die Tierärzte setzen sich nicht mit dem Thema Tierschutz auseinander.

Es gibt keine staatliche oder städtische Unterstützung für den Tierschutz, auch nicht ideel und die Tierschutzorganisationen haben oftmals nicht die Mittel, um ein Tierheim zu betreiben.

Die Tötung der Tiere ist die schnellste und billigste Variante.